Oft fragen mich Leute aus dem Netz, wie meine Architektur Fotos gemacht worden sind. Besonders angesprochen werden dabei die Bilder mit dem verwischen Himmel. Daher habe ich mich entschieden hier ein paar Tipps zu geben.
Bildgestaltung und Bildaufbau beim Motiv „zeitgenössische Architektur“
Der Anfang des Bildes ist immer die Bildgestaltung und der Bildaufbau. Hierzu versuche ich mir die Grundregeln des Bildaufbaus zu Nutze zu machen bzw. ich wähle Bildausschnitte schon meist automatisch so. Steigende Linien, Harte Kontraste, Zentralperspektive und die Drittel- bzw. goldene Regel nutze ich sehr oft. Dabei sollte man von Anfang an schauen, dass man dem Himmel genug Platz im Bild gibt, denn dieser ist als Effekt für die Langzeitbelichtung essentiell. Aber auch ohne Graufilter kann man die Regeln der Bildgestaltung anwenden. Große klare Flächen, Materialunterschiede in der Fassade, minimalistische Bildgestaltung, all das sollte man sich zu Nutze machen. Vieles davon ist gerade bei zeitgenössischer Architektur von Haus aus zu finden. Man kann sich hier zu Übungszwecken auch Mottos einfallen lassen und diese in der Praxis umsetzen. Wie wäre es denn mit „Glatt und Rau“, „Transparent vs. Blickdicht“, „Schnittbild“, etc. Man kann zu allem Motive finden und diese versuchen festzuhalten und sein fotografisches Auge zu schulen.
Die Aufnahmeposition sollte ebenfalls gut gewählt werden. Provokante Perspektiven, auch mal ganz nah am Gebäude oder nur ein kleiner Ausschnitt des Gebäudes sind Ideen. Besonders wichtig ist es, falls ihr eine Langzeitbelichtung machen wollt die Bewegungsrichtung der Wolken von vornhinein mit einzubeziehen. Beobachtet einfach den Himmel, dabei seht ihr auch welche Wolken bald an welcher Stelle vorbeiziehen werden und könnt die Langzeitbelichtung so gut planen. Aber auch ohne Langzeitbelichtung kann dir Position und Art der Wolken eine wichtige Rolle spielen. Schaut es euch genau an und überlegt, was man daraus machen kann. Sonnenseite und Schattenseite an den Fassaden der Gebäude sollten ebenfalls beachtet und als stilistisches Mittel mit einbezogen werden.
So wird der Himmel bei Architekturfotos „verschwommen“
Doch nun kommt das Essentielle für die Langzeitbelichtung: das Stativ und die Filter: durch Graufilter (was ist ein Graufilter?) wird die Belichtungszeit künstlich verlängert und so der Effekt des verwischten Himmels erzeugt. Das geht mit dem Handy, aber vor allem mit einer richtigen Kamera besser.
mit dem Handy
Ihr benötigt definitiv alle 3 gängigen Filterstärken oder eben einen verstellbaren Filter, da ihr mit der Belichtungszeit je nach Wolkenschnelligkeit variieren müsst. Als Erfahrungswert hat sich bewährt, bei schnellen Wolken ca. 20-30s zu belichten. Ich gehe dann wie folgt vor: ich lese die aktuellen Belichtungseinstellungen der Kamera ab: Blende, ISO und Belichtungszeit (das sieht in etwa so aus: F1,7 = Blende; 1/200s = Belichtungszeit, ISO100 = ISO). Diese zeigen einige Standardapps z.B. bei LG schon an – sonst ladet euch eine andere Kamerapp, wie z.B. Open Camera herunter. Dann nutze ich die Android App „Exposure Calculator“. Dort gebe ich die Belichtungsparameter des Handys bei Current Exposure ein und ändere den Punkt +/-EV Adjustment auf 13 für einen ND3.0 und ND 0.9 Filter, also 10+3EV. Ich lasse mir die Belichtungszeit ausrechnen, dafür lasse ich die ISO unangetastet und niedrig für das beste Bildergebnis und muss die Blende gleich lassen, da diese bei Handys nicht verstellbar ist (gibt nur derzeit ganz wenige Ausnahmen). Durch die Justierung der Filterstärke sehe ich die ver änderte Belichtungszeit und beurteile, ob sie meinen Vorstellungen entspricht. Ist sie zu kurz, ändere den Punkt +/-EV Adjustment auf 16 für den ND3.0 und ND 1.8 Filter (10+6EV). Ist sie zu lang, ändere den Punkt +/-EV Adjustment auf 10 – dann kommt nur der ND 3.0 Filter zum Einsatz. Bei einem dieser 3 Varianten bekommt man in der Regel eine Belichtungszeit, die in etwa passt. Die Belichtungszeit kann man ggf. mit der ISO noch leicht verändern, aber das sollte man nur begrenzt machen. Da die Handys eine fest Blende haben, kann man nicht wie bei einer richtigen Kamera die Blende zum justieren benutzen. Dann kann man entsprechend der Ergebnisse aus der App die passenden Filter aus der Tasche ziehen, montieren und die Werte in den manuellen Modus der Kamera übernehmen. Voila – fertig ist das Langzeitbelichtungsbild.
mit richtiger Kamera
Ihr benötigt definitiv alle 3 gängigen Filterstärken, da ihr mit der Belichtungszeit je nach Wolkenschnelligkeit variieren müsst. Als Erfahrungswert hat sich bewährt, bei schnellen Wolken ca. 20-30s zu belichten und bei langsamen Wolken oder Weitwinkel auch gern mal 60s und mehr. Ich gehe dann wie folgt vor: ich lese die aktuellen Belichtungseinstellungen der Kamera ab (Blende, ISO, Belichtungszeit; Belichtungskorrektur natürlich auf 0) und nutze die Android App „Exposure Calculator“. Dort gebe ich diese bei Current Exposure ein und ändere den Punkt +/-EV Adjustment auf 13 für einen ND3.0 und ND 0.9 Filter, also 10+3EV. Ich lasse mir die Belichtungszeit ausrechnen, dafür lasse ich die ISO unangetastet für das beste Bildergebnis und wähle eine Blende zwischen F4 und maximal F11, damit ich eine gute Schärfe erhalte. Durch die Justierung der Blende sehe ich die ver änderte Belichtungszeit und beurteile, ob sie meinen Vorstellungen entspricht. Ist sie zu kurz, ändere den Punkt +/-EV Adjustment auf 16 für den ND3.0 und ND 1.8 Filter (10+6EV). Ist sie zu lang, ändere den Punkt +/-EV Adjustment auf 10 – dann kommt nur der ND 3.0 Filter zum Einsatz. Bei einem dieser 3 Varianten bekommt man in der Regel mit einer verträglichen Blende eine Belichtungszeit, die passt. Für die Feinjustierung der Belichtungszeit verwende ich letzten Endes immer die Blende. Dann kann man die passenden Filter aus der Tasche ziehen und die Werte in die Kamera übernehmen. Voila – fertig ist das perfekt belichtete Langzeitbelichtungsbild.
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