Test der internen Bildstabilisatoren Olympus E-M1 vs. Panasonic GX7

Einleitung und Hintergrund:

Als ich damals auf Micro Four Thirds umsteigen wollte, hat mich auch die Bilstabilisierung im Body interessiert, da sie bei vielen Modellen (vor allem Olympus) verfügbar ist. Dieses technische Merkmal kennt man bei Canikon gar nicht und ist hier immer auf die Objektivstabilisierung angewiesen, welche je nach Objektiv teils teuer zu Buche schlägt. Für mich als Stadt- und Reisefotograf ist jedoch die Stabilisierung unverzichtbar und sehr wichtig, da ich oftmals auch unter schlechtem Licht bzw. aus der Hand fotografieren muss. Oftmals werden sogar   Nachtaufnahmen aus der Hand gemacht, weil ein Stativ aus Zeitgründen nicht verwendet werden kann. Das ist prinzipiell nur mit einem guten Stabilisator bei noch moderater ISO möglich ist (lichstarke Objektive vorausgesetzt).

Was mich also in der Praxis interessiert und wofür ich explizit Tests anfertige ist: Bei welcher Brennweite erreiche ich mit welcher Belichtungszeit sowie welcher Wahrscheinlichkeit ein knackscharfes Bild? Hierzu muss man auch anmerken, dass die Unschärfe durch eigene Verwacklung ja nicht plötzlich einsetzt, sondern die Wahrscheinlichkeit bei kritischen Belichtungszeiten immer nur um so mehr steigt, um so länger man belichtet (und um so leistungsschwächer der Bildstabilisator ist). Um das Ganze Thema etwas zu vereinfachen, da man sich ja nicht für jeden Brennweite eine Zahl merken kann, orientiere ich mich an der Kleinbildregel (Belichtungszeit = 1/KB-Brennweite). Hierzu muss man sich nur noch merken mit welcher Wahrscheinlichkeit man mit wie vielen Blenden unterhalb der Kleinbildregel scharfe Fotos erzeugt. Denn auch auf dem Display kann man durch die komprimierte Darstellung nicht immer gleich Unschärfe identifizieren. Auf meiner Kamera kann ich erfahrungsgemäß erst Unschärfen erkennen, da sind sie auf einem FullHD-Bildschirm schon deutlich sichtbar und störend.

Den Bildstabilistator der Panasonic GX7 habe ich bereits ausführlich getestet und ich schaffe aus der Hand im freien Stehen mit gewöhnlicher Atemtechnik locker 2 Blenden unter der Kleinbildregel. Hier sind nur selten leichte Unschärfen zu beobachten. Was mich aber wirklich erstaunt ist, dass ich bei 3 Blenden unter Kleinbildregel erst ca. 50% Ausschuss habe. Sogar 4 Blenden unter Kleinbildregel habe ich noch 50-33% verwertbare Fotos.

Jedoch liest man immer wieder im Internet, dass die Olympus E-M1 und E-M5 bessere Bildstabilisatoren haben soll (5 Achsen!). Das hat mich interessiert, als ich die E-M1 mal ausgeliehen hatte und mit ihr testen durfte. Was geht hier noch und wie leistungsfähig ist das MFT-System? Man schaut ja auch gern mal ins Oly Lager rüber und überlegt, ob es denn dort nicht eventuell eine leistungsfähigere Kamera gibt, die einem in der Praxis Vorteile beschaffen würde, denn ich bin nicht unbedingt Fan einer bestimmten Firma. Ich entscheide prinzipiell rational und nach Leistungsdaten.


 

Testergebnisse:

Lange Rede – kurzer Sinn. Ich habe mit beiden Kameras gleiche Testszenarien geschaffen und vom gleichen Abstand ein Testmotiv im Stehen freihand fotografiert. Nachher wurden die Fotos auf Grund ihrer Schärfe ausgewertet und in einer Matrix bewertet. Umso höher die Unschärfe, umso höher die Unschärfepunktzahl. Diese wird dann einfach mit der Anzahl der Bilder, welche sich in der Matrix befindet zur Punktzahl rechts in der Summenspalte hoch mulipliziert. Das heißt: umso höher die Punktzahl, umso schlechter / unschärfer das Ergebnis. Das Verhältnis der Punktzahl gegenüber der Anzahl der angefertigten Bilder (Bildanzahl) ergibt den Kennwert (KPI) für die Leistungsfähigkeit des Stabilisators. Die Anzahl der unscharfen Bilder (d.us.) sind rein informativ und werden in die Berechnung nicht mit einbezogen.

Da ich beim ersten Test beider Kameras mit der GX7 nicht die gleichen Belichtungszeiten / Bildanzahlen wie mit der E-M1 gemacht habe, habe ich den Test noch einmal wiederholt. Ich wollte wirklich vergleichbare Daten und außerdem das Ergebnis der GX7 nochmal untermauern.

Nachfolgend die Ergebnisse tabellarisch:

EM1

GX7

GX7 - 2

L

Achtung: die letzte Zeile in der Tabelle, welche wie die Zelle darüber die Werte für 1/3s angibt ist 1/2,5s! Excel hat hier nur gerundet.


 

Fazit:

Für mich eine Überraschung: Die GX7 schneidet in meinem Test und unter meinen Bedingungen mit dem Testobjektiv Olympus 45 1.8 leicht besser ab, als die E-M1. Dies sieht man besonders, wenn man die Belichtungszeiten unterhalb von 1/20s betrachtet. Ich hatte eher ein „gleichauf“ oder „leicht schlechter“ erwartetet, nachdem ich die GX7 schon mit sehr guten Werten getestet habe. Ich denke aber, dass es bei dem durschnittlichen Nutzer auf einem „gleichauf“ enden sollte. Denn vielleicht hat nicht jeder so eine ruhige Hand, wie ich. Eventuell spielt Olympus mit dem 5-Achsen Stabilisator seine Stärken auch aus, sobald der Tattrich des Nutzers etwas größer ausfällt. Das kann ich natürlich aufgrund eines Tests alles nicht bewerten. Das Ergebnis gilt entsprechend nur als Ansatz einer Untersuchung, aber ist kein Studienergebnis – darauf möchte ich eindringlich hinweisen. Ein weiteres Ergebnis ist, dass die GX7 bei eher noch unkritischen Belichtungszeiten schon ganz leichte Schwächen zeigte, die eventuell auch daran liegen können, dass die GX7 etwas unergonomischer in der Hand liegt oder hier tatsächlich der etwas schlechtere Stabilisator Auswirkungen zeigt. Dies ist zwar nur beim ersten Test zu sehen, ich kenne diesen Punkt aber aus anderen Tests aber schon. Eine wirkliche Analyse könnte man nur unter Laborbedingungen herstellen, aber dieser Test zeigt vor allem: in der Praxis kann auch schnell das Gegenteil eines eventuellen Labortests auf einige Nutzer zutreffen.

Was man aber auch hier wieder sehr gut sieht ist, dass die internen Stabilisatoren, besonders auch die GX7 mühelos dazu fähig sind die Kleinbildregel um 2 Blenden zu unterschreiten. Auch 3 Blenden sind teils nur mit leichten Unschärfen möglich. Kritisch wird es erst darüber hinaus – aber auch hier sind wie in der Einleitung angesprochen noch große Chancen auf ein scharfes Bild bei mehreren Bildern möglich. Hierzu veröffentliche ich vielleicht nochmal an separater Stelle einen Test.


 

Für die Nachvollziehbarkeit des Tests stelle ich hier die Original-Daten zur Verfügung:

http://www31.zippyshare.com/v/WO87LhKg/file.html
http://www31.zippyshare.com/v/xG6otJkq/file.html
http://www31.zippyshare.com/v/ZsPPfEzK/file.html

Zweiter Test der GX7:
GX7 zweiter Test.zip.001
GX7 zweiter Test.zip.002


 

Testvorraussetzungen und Kommentierung

Da ich beim ersten Test nicht genau darauf geachtet hatte gleiche Bildanzahlen bei gleicher Belichtungszeit zu machen habe ich den Test wiederholt. Ich hatte damals einfach nicht darauf geachtet und wollte eben nur mehrere Bilder der ganzen Bandbreite. Ich war schon beim Verfassen dieses Artikels der Meinung, dass das nicht wirklich relevant ist. Aber um Krümelkackern und Zweiflern keine Chance zu geben diesen Punkt zu kritisieren, habe ich mich dazu entschieden noch einen zweiten Test anzufertigen. Bei Bedarf könnte ich mit der GX7 und EM-1 die selben Ergebnisse sicher mehrere Male reproduzieren. Einen Fehlfocus schließe ich aufgrund der Erfahrungen mit beiden Kameras übrigens aus. Die Chance bei den sehr guten Konstast-AF-Systemen einen Fehlfocus zu erhalten, liegt laut meinen Erfahrungen aus der Praxis im Nachkommabereich.

Testvorraussetzungen waren übrigens gleiche Lichtbedingungen und Einstellungen. Aufgenommen wurde mit RAW und AF-Einzelfocusfeld auf der Schampooflasche. Für beide Kameras kam der mechanische Verschluss zum Einsatz. Bei jedem Bild wurde mit dem Autofocus erneut focusiert und etwas Zeit gelassen (kein Serienbildmodus). Ich habe nicht wild geballtert, sondern auch kurz gewartet und versucht vor dem Abdrücken ruhig zu halten. Ich habe mir wirklich bei beiden Kameras extrem Mühe gegeben still zu halten und das Maximale rauszuholen.

Der Begriff „Kleinbildregel“ wird hier für die Faustformel für die Verwacklungsgrenze an Kleinbildkameras eingesetzt. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Verwackeln

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